BDSM – Die Grenzen sind meist fließend
Drei Hauptbereiche umfassen den Begriff BDSM: 1) Fesseln (Bondage) & Disziplin, 2) Dominanz & Unterwerfung (Submission) und 3) Sadismus & Masochismus. Das bedeutet allerdings nicht, dass man sich zwingend in einen Bereich einsortieren oder alle Bereiche abgearbeitet haben muss. Es sind letztendlich nur Oberbegriff, unter derer die eigene Vorliebe eingestuft werden kann. Die einen mögen am liebsten die Missionarsstellung, manch andere lieben es ihren Partner beim Sex ans Bett zu fesseln, und wieder andere lassen sich mit voller Leidenschaft gerne den Hintern versohlen. Das ein ist nicht besser oder schlechter als das andere, solange es von allen Beteiligten gewollt wird. Eine allgemeingültige Definition gibt es nicht, wo genau BDSM beginnt – für jeden enthält es andere Aspekte. Es gibt auch keinen Zwang etwas unbedingt machen zu müssen, um als echter BDSMler zu gelten – die Welt des BDSM ist so vielfältig, wie die Menschen, die es betreiben. BDSM ist dabei Ausdruck ihrer sexuellen Identität und der Vorlieben.
„BDSM-Spiele“ finden grundsätzlich im Rahmen gemeinsamer Absprachen statt. Ganz wichtig ist dabei, dass vorher über Tabus und Grenzen aller Beteiligten gesprochen wurde, damit von Anfang an klar ist, was nicht passieren soll. Niemand wird im BDSM zu etwas gezwungen, was er nicht möchte. Auch Rollenspiele mit Betteln, Flehen, Weinen, Tränen oder Schmerzen sind letztendlich nur eine abgesprochene Szene mit beiderseitigem Einverständnis. Diese Einvernehmlichkeit ist unter der „SSC“ zusammengefasst. Die Abkürzung SSC steht für „Safe, Sane & Consensual“ also „sicher, mit gesundem Menschenverstand und einvernehmlich“.
Damit jederzeit sichergestellt ist, dass das „Spiel“ einvernehmlich erfolgt und keine Dinge passieren, die einer der Beteiligten nicht möchte, wird oftmals ein sogenanntes Safe-Wort vereinbart, mit dem das Spiel (die Session) zu jeder Zeit unmissverständlich abgebrochen werden kann. Ein Safe-Wort ist dabei ein ganz spezielles Wort (z.B. Ticker, Mausefalle oder SOS), das bei einem normalen Rollenspiel in der Regel nicht vorkommt, und daher sehr eindeutig und unmissverständlich zu einem Abbruch führen muss.
„Bottom & Top“ oder auch „Sub & Dom“
BDSM-Sessions (Rollenspiele) finden in der Regel zwischen einem aktiven und einem passiven Part statt. Der passive Part (auch „Bottom“ oder „Sub“ genannt) übernimmt dabei die Rolle des „Opfers“, welches im vorher festgelegten Rahmen spielerisch gefesselt, gezüchtet, geschlagen oder gedemütigt wird – aber auch Belohnungen oder Liebkosungen sind möglich. Der besondere Lustgewinn kommt dabei in der Regel von Gefühlen der scheinbaren Hilflosigkeit, der Situation ausgeliefert zu sein oder erzogen zu werden dabei die Verantwortung in die Hände des vertrauten Partners abgegeben. Sollte es dem oder der Sub doch zu viel werden, kann das Spiel natürlich jederzeit mit dem Safe-Wort abgebrochen werden. Je nach persönlichen Vorlieben kann sich der passive Part (Sub) entweder direkt unterwerfen oder sich spielerisch überwältigen lassen.
Der aktive Part wird als „Top“ oder auch „Dom“ bezeichnet. Er ist derjenige, welcher den Passiven fesselt, bestraft, schlägt oder auch spielerisch quält, aber auch belohnt und liebkost. Dabei achtet er stets darauf, dass nur innerhalb der vorher gemeinsam festgelegten Grenzen agiert wird und beachtet sowohl den körperlichen als auch den emotionalen Zustand seines Partners. Für den Top oder Dom kommt die Lust am Spiel in der Regel davon, im abgesteckten Rahmen eine besondere Macht über den Passiven auszuüben, zu kontrollieren oder spielerisch zu erziehen.
Die meisten BDSM-Liebhaber finden sich meistens überwiegend in einer der beiden Rollen wieder. Es gibt allerdings auch einige, die zwischen aktivem und passivem Part in unterschiedlicher Ausprägung wechseln, sogenannte „Switcher“.
Was versteht man unter Bondage (Fesseln)?
Damit werden alle Tätigkeiten beschrieben, bei denen jemand gefesselt oder auf andere Art in der Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird. Die häufigsten Hilfsmittel sind Seile und Handschellen, aber auch Lederriemen, Ketten, Klebeband, Klettbänder oder andere geeignete Gegenstände. Für den Bottom liegt der Lustgewinn dabei meist in der eigenen scheinbaren Hilflosigkeit und der Vorstellung, dem Top scheinbar wehrlos ausgeliefert zu sein. Der aktive, in diesem Falle der fesselnde Part kann sich dann an den „vergeblichen“ Befreiungsversuchen und der scheinbaren Macht über den gefesselten erfreuen. Hierbei achtet der Top ganz besonders auf das physische und psychische Wohlergehen seines Bottoms. Etwa dass die Seile nicht zu eng anliegen, dass „Opfer“ genügend Luft bekommt, oder andere gesundheitliche Risiken.
Was ist mit „Discipline“ (Disziplin) gemeint?
Bei dieser „Spielart“ geht es vorrangig um Regeln und Kontrolle (sogenannte Erziehungsspiele). Die Regeln stellt dabei der aktive Part auf und kontrolliert, dass der Bottom diese auch einhält. Die Regeln können sich dabei auf die unterschiedlichsten Bereiche erstrecken. Sie können beispielsweise nur im Spiel gültig sein, oder aber auch Einfluss auf den Alltag haben. Ebenso weitläufig wie die Anwendungsbereiche können auch die verschiedenen Arten der Regeln sein. Als Beispiel die Ansprache: während des Spiels darf der Top nur mit zum Beispiel „Herr“ angesprochen werden wird diese Regel nicht befolgt ist das gleichzeitig Anlass für eine Bestrafung. Dabei werden natürlich die zuvor abgesprochenen Grenzen in jedem Falle beachtet, sowie auch die etwaigen Strafen. Dies alles hat nichts mit einer tatsächlichen Bevormundung zu tun, sondern geschieht immer in einem gemeinsamen vereinbarten Rahmen, der beide Partner sexuell und emotional stimuliert. Natürlich ist es jederzeit möglich Regeln auch wieder aufzuheben oder zu verändern, wenn dies von einem Partner gewünscht wird. Vertrauen ist das oberste Gebot!
Dominanz & Unterwerfung (Dominance & Submission)
Bei dieser Spielart des BDSM wird ein kontrolliertes und freiwilliges Machtgefälle zwischen den Spielpartnern erzeugt und aufrechterhalten. Der Bottom unterwirft sich seinem Top gehorcht diesem im Rahmen der vorher vereinbarten Grenzen. Wie weit diese Unterwerfung und Herrschaft gehen soll, definiert jedes Paar für sich selbst anders. Einige stellen ihren Partnern kleine Aufgaben, andere führen ihn beispielsweise an der Hundeleine. Der Ursprung des Lustgewinns ist ähnlich wie bei Discipline und für beide Spielpartner eng miteinander verzahnt.
Das Machtgefüge kann sich nur auf zeitlich abgegrenzte Spiele (sogenannte Sessions) erstrecken oder aber mit in den Alltag übernommen werden. Im letzteren Fall spricht man von 24/7 – für 24 Stunden am Tag an 7 Tagen der Woche. Eine mögliche Variation ist beispielsweise, dass der Bottom zu jeder Zeit spielerisch unterworfen werden kann. Dies sollte natürlich nicht bedeuten, dass einer der Partner dabei den normalen Alltag aus den Augen verliert. Vielmehr geht es darum durch Gesten oder eventuellen Regeln dem Bottom stets das Machtgefälle bewusst zu machen. Eine beliebte Variante ist dabei das dauerhafte Tragen eines Halsbandes ich den Bottom, was Verbundenheit und eine spielerische Hierarchie auch in Abwesenheit des Doms symbolisiert.
Sadismus & Masochismus (Sadism & Masochism)
Obwohl der Begriff S/M als Synonym für BDSM als Ganzes verwendet wird, stellt dies lediglich einen Teilbereich dar, mit dem im Kern das Zufügen bzw. dem gewollten Erleiden von Schmerzen gemeint ist. Die Praktiken dabei sind vielfältig: Vom Schlagen mit der Hand oder diversen Utensilien bis hin zu Wachsspielen, oder auch Dingen wie Kneifen, Zwischen und Kitzeln. Dabei ist das Spiel nicht nur auf die Geschlechtsorgane wie Brüste, Vagina oder Anus beschränkt. Der aktive Top erhält dabei sein Lustgewinn entweder aus dem Zufügen von Schmerzen oder aus der körperlichen Reaktion seines Gegenübers. Der passive Sub kann sich so dabei komplett auf die eigenen Eindrücke und Empfindungen konzentrieren die dabei auch durchaus sexuell erregend sein können.
Oftmals werden S/M-Spiele auch in Kombination mit anderen Praktiken, wie beispielsweise Machtspiele oder Fesselung, ausgeübt und dienen so dann der Demonstration von Macht des Doms über den Sub. Die genaue Ausgestaltung eines Spiels ist ebenso individuell wie abwechslungsreich. Es reicht vom Durchkitzeln des Partners bis hin zu Hieben auf den Hintern, Dominanzspielen mit Natursekt bis hin zur Bestrafung für bestimmte Fehlverhalten. Selbstverständlich soll auch hier darauf geachtet werden, das die Grenzen beider Partner nicht überschritten werden, somit keine bleibenden Schäden zurückbleiben. Dies sind aber nur einzelne Teilbereiche, die bei realen Spielen nur sehr schwer voneinander abzugrenzen sind – die Grenzen sind meist sehr verschwommen. In den allermeisten Fällen werden Teilbereiche verschiedener Praktiken aus dem Bereich BDSM kombiniert, wie zum Beispiel Machtspiele in Verbindung mit Schlägen oder Schläge verbunden mit Fesseln.