Ewige Jungfrauen – die, die keinen Stich kriegen?
Es gibt sie, ewige Jungfrauen. Die Männer und Frauen, die die 20 schon weit überschritten haben und noch nie Sex hatten. Vielleicht auch nie haben werden. Manche hatten bis dato nicht einmal einen Zungenkuss.
In dieser Misere sind diese Menschen aber nicht, weil sie sich zum Beispiel bewusst zum keuschen Leben entschlossen haben. Sie sind die ewig Übriggebliebenen, die einfach nie eine Chance bekommen haben, zu schüchtern sind oder so verklemmt, dass sie selbst offene Arme und direktes Interesse nicht als ein solches erkennen. Die Autorin Maja Roedenbeck hat ein Buch „und wer küsst mich?“ über die „Absolute Beginners“ geschrieben. Die Autorin schätzt, dass es ungefähr ein bis zwei Millionen unfreiwillige Jungfrauen in Deutschland gibt. Offizielle Zahlen gibt es leider nicht.
Bekannt ist jedoch, dass es mehr Männer als Frauen sind. Sechs Prozent aller Männer im Alter von 25 Jahren hatten noch nie Sex. Unter Frauen in diesem Alter sind es nur die Hälfte. Das schreibt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung so in Ihrer Veröffentlichung „Jugendsexualität 2015“.
Woran liegt es, dass manche Menschen so schwer jemanden finden können, der sie liebt, umarmt und mit ihnen schläft? Sind all die Dating-Portale nicht die Garantie dafür, dass praktisch jeder Topf seinen passenden Deckel findet? Wir sind vernetzt, sexuell offen und haben jederzeit Zugriff auf Millionen von Datensätzen anderer Singles. Trotzdem bleiben so viele Frauen und Männer als Ersatzspieler am Spielfeldrand sitzen und träumen ihr Leben lang von einer romantischen Beziehung, die sie nie haben werden.
Therapie oder Selbsthilfegruppe?
In Berlin gibt es sogar eine Selbsthilfegruppe, die sich regelmäßig trifft. Dort werden Probleme besprochen, Lösungsvorschläge diskutiert. Man trifft sich im Familienzentrum. Man redet miteinander, verteilt die Probleme auf anderen Schultern. Aber wirkliche Lösungsansätze finden die Männer auch dort nicht. Deshalb sind Selbsthilfegruppen ein guter Weg, um festzustellen, dass man nicht alleine ist. Aber einen Ausweg aus der Misere bieten sie wahrscheinlich den Wenigsten.
Viele dieser von manchen Sexual-Psychologen auch „Sad Singles“ genannten Menschen sind von einer tiefen Verunsicherung geprägt. Vor allem für Männer wird der Absprung von Jahr zu Jahr schwieriger. Wird doch mit zunehmendem Alter sexuelle Erfahrung und Leistungsfähigkeit vorausgesetzt. Dieser wachsende Druck ist bei jedem Date im Hinterkopf und verhindert jedes unbefangene Herangehen an eine Bekanntschaft, eine Beziehung. Oft haben die ewigen Jungfrauen auch Probleme mit dem eigenen Körper, finden sich selbst nicht attraktiv genug. Sie sehnen sich nach den Berührungen des anderen Geschlechts, fürchten sie aber gleichzeitig auch.
Eine Sexualtherapie kann helfen. Nicht alle Therapieformen werden von den Krankenkassen bezahlt. Aber es gibt immer auch einen Weg aus der Krise, die „Absolute Beginners“ dürfen nur die Hoffnung nicht aufgeben und sich hängen lassen.